Stefan Kreienbock

Alles begann 2015 in Südfrankreich. In Narbonne hatte ich reichlich Zeit, die Straßen und Winkel der Stadt zu erkunden und festzuhalten. Auf einem Trödelmarkt entdeckte ich Elliott Erwitts Buch Hundstage. Obwohl ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste, wer Erwitt war, berührte mich die Art, wie er alltägliche Momente mit Humor, Würde und einer feinen Beobachtungsgabe einfing. Dieses Buch weckte in mir eine Neugier auf das Dingen, die hinter dem Offensichtlichen liegen – auf Geschichten, die im Gewusel des Alltags erzählt werden.

Schon beim ersten Interesse an diesen Bildern spürte ich, dass mehr dahintersteckte, auch wenn mir der genaue Begriff dafür noch nicht geläufig war. Mit jedem Blick in die Seiten wuchs der Wunsch, selbst solche Momente zu suchen und festzuhalten. Es war, als hätte sich ein Tor geöffnet: Die Welt begann, sich in Blicken zu verwandeln, die ich einfangen konnte. Von diesem Moment an wurde Street Photography zu einer Leidenschaft – eine Leidenschaft, Menschen und spontane Straßenszenen zu beobachten, zu dokumentieren und zu erzählen.

In den folgenden Jahren wusste ich oft nicht genau, was ich suche, doch ich wusste, wie ich mich dabei fühle: Neugierig, aufmerksam und mit Demut vor dem Unerwarteten, das jeder Moment bereithalten kann. So entstand der Drang, regelmäßig hinauszugehen, die Kamera mitzunehmen und sich Zeit zu nehmen, nonverbale Geschichten hinter flüchtigen Augenblicken zu entdecken. Dieses Bestreben begleitet mich bis heute und prägt mein Herangehen an Fotografie: Nicht die Perfektion, sondern der wahre Moment zählt.